Neuropathologische Grundlagen
Die Diagnose „Alzheimer Demenz“ kann erst nach dem Tod durch eine histologische Untersuchung des Gehirns gesichert werden. Eine Hirnbiopsie am Patienten ist risikoreich und aus ethischen Gründen nur in Ausnahmefällen zulässig weil NeurologInnen und PsychiaterInnen heute in der Lage sind das klinische Bild zu erkennen und unter Einbeziehung völlig schmerzloser Zusatzuntersuchungen die Diagnose mit sehr hoher Zuverlässigkeit zu stellen.
Die morphologischen Kriterien der Alzheimer Demenz sind Zytoskelett-Veränderungen (neuritische Plaques, Neurofibrillendegeneration) mit Bildung doppelhelixartiger Filamente aus abnorm hyperphosphorylierten, Mikrotubulus-assoziierten Tau-Protein-Triplets und der Nachweis von ß-Amyloid-Ablagerung (Aß) ausserhalb der Nervenzellen in Form seniler Plaques und in den Blutgefäßen (siehe Bild Gewebsveränderungen Alzheimer-Plaque, Taupathologie u Amyloidangiopathie). Wegen des Verlustes der Nervenzellen infolge fortschreitender Schädigung des neuronalen Zytoskeletts kommt es zu einer Gehirnschrumpfung (siehe Abbildungen Hirn seitlich normal u. Hirnatrophie). Der Zusammenhang zwischen Aß-Ablagerung und Tau-Pathologie, Synapsen- und Zellverlust ist bisher ungeklärt.
Neurochemische Grundlagen
Der Kortex wird unter anderem von vier – durch verschiedene Neurotransmitter (Acetylcholin, Serotonin, Noradrenalin und Dopamin) charakterisierte – Neuronensystemen innerviert. In den Gehirnen von Patienten mit AD ist das cholinerge System am stärksten und am frühesten betroffen und diese weisen im Vergleich zu Gesunden einen um 30-75% verminderten Acetylcholin-Gehalt auf. Die Schlüsselrolle des Neurotransmitters Acetylcholin im Zusammenhang mit Lern- und Gedächtnisprozessen ist gesichert. Die Rate der Acetylcholinsynthese korreliert mit dem Niveau der kognitiven Fähigkeiten.
Basierend auf dieser cholinergen Hypothese wurden cholinerge Substitutionstherapien entwickelt, mit dem Ziel, die beeinträchtigte cholinerge Neurotransmission zu verbessern. Von den drei möglichen Therapieansätzen (präsynaptisch, synaptisch und postsynaptisch) hat sich die Hemmung der Acetylcholinesterase (ein Eiweiß, das Acetycholin abbaut) als klinisch wirksam erwiesen. Durch die Blockierung der Acetylcholinesterase und damit des Acetylcholinabbaus im synaptischen Spalt ist das noch verbliebene Acetylcholin länger an postsynaptischen Rezeptoren wirksam.
Gewebsveränderungen: Alzheimer-Plaques, Taupathologie und Amyloidangiopathie
(Courtesy: Kurt Jellinger, ICN, Wien)
Hirn seitlich normal
(Courtesy: Kurt Jellinger, ICN, Wien)
Hirnatrophie bei Alzheimer
(Courtesy: Kurt Jellinger, ICN, Wien)